Der Begriff Intuition kommt vomlat. Wort intuitio (unmittelbare Anschauung, Betrachten) . Es handelt sich dabei um die Fähigkeit,
- Sachverhalte und Gesetzmäßigkeiten
- Lösungen oder Muster
ohne Nachdenken, sondern
- im Sinne einer Eingebung zu erfassen,
- ohne bewusste Schlussfolgerung.
Intuition ist demnach eine unbewusste Urteilsbildung, die sich nachträglich nicht oder nur schwer erklären lässt.
Die Quelle der Intuition
Experten lösen ihre Probleme weitgehend intuitiv. Das heißt, sie analysieren nicht alle Oprionen und Möglichkeiten, sondern stützen sich auf ihre verinnerlichten Erfahrungen. Dabei entscheiden sie basierend auf ihrer Intuition, auch wenn sie dies nicht oder nur bedingt erklären können. Diese verinnerlichten Erfahrungen – gerne als implizites Wissen bezeichnet – sind tief im Menschen verankert und lassen sich nur aufwendig beschreibbar machen.
So spricht Gigerenzer1 von Intuition, wenn
- etwas rasch im Bewusstsein auftaucht,
- deren zugrundeliegende Gründe uns nicht bewusst sind,
- die stark genug sind, danach zu agieren.
Genau diese Eigenschaften deuten darauf hin, dass Intuition nicht bewusst konstruiert wird, sondern „plötzlich da“ ist. Daraus lässt sich ableiten, dass Intuition meist dann „passiert“, wenn eine Situation als nicht lösbar scheint, also eine Lösung nicht „entwickelt“ werden kann, oder wenn über eine Situation nicht bewusst nachgedacht bzw. reflektiert wird.
Der Schlüssel der Intuition
Mittels bildgebender Verfahren können die Gehirnaktivitäten in die einzelnen Bereiche zerlegt und unterschiedlichen Schritten zugewiesen werden. Diese sind:
- Ausweglose Situation
- Restrukturierungsphase
- Einblick durch tieferes Verständnis
- Plötzliche Lösung
Der Schlüssel zur Intuition liegt gemäß einer Studie von Sandkühler2 im zweiten Schritt, der Restrukturierung, in der Informationen auf neue Art zusammengestellt werden. Durch die neue Struktur und die neue Darstellung des Problems gewinnt man neues / weiterführendes Verständnis für die Situation. Und findet so eine Lösung, die oft als „Aha-Erlebnis“ beschrieben wird. Diese zweite Phase der Restrukturierung kann durch einen „Nachhall“ von Reizen im Gehirn entstehen, die kreative Assoziationen hervorrufen.
Dieses neue Ordnen der Gedanken kann auch über Nacht oder beim Duschen passieren… Diese Phase zeichnet sich dadurch aus, dass das Gehirn unbewusst das Wahrgenommene verarbeitet und neu ordnet. Aus Sicht des Gehirns sind solche Gedankenblitze lediglich die Kombination von Eindrücken und Erfahrungen, die zur rechten Zeit neu zusammengefügt werden.
Ist Intuition erlernbar?
Das kreative Konstruieren von Entscheidungen und deren Alternativen ist erlernbar. Um die Intuition beim Entscheiden zu lernen und zu verbessern, braucht es eine Rückmeldung, ein Feedback, um zu wissen, was gut war und was beim nächsten Mal verfeinert werden kann. Wird eine Entscheidung einfach gefällt und werden die Auswirkungen nicht weiter beachtet, verzichtet man auf einen möglichen Lernerfolg.
Es braucht auch nach einer Entscheidung die nötige Aufmerksamkeit und Ausdauer, um die Auswirkung zu erkennen bzw. das Feedback zu bekommen. Es ist auch ratsam, die ausgeschlagenen Optionen nach einiger Zeit einer Prüfung zu unterziehen. So lässt sich eine richtige Entscheidung bestätigen oder auch Verbesserung in der Bewertung der Optionen ableiten.
Intuition in Organisationen
Intuitives Entscheiden basiert auf implizitem Wissen, einer wertvollen Ressource in Organisationen. Und so bildet sich die Brücke zwischen dem Entscheiden und Wissensmanagement. Die Reflexion von Entscheidungen (und damit auch dem impliziten Wissen) hat eine hohe Bedeutung in smarten Organisationen und unterstreicht die Notwendigkeit, sich gezielt mit dem Thema auseinander zu setzen z.B. durch das Entwickeln eines persönlichen Entscheidungsprofils, dem Schärfen des Bewusstseins im Zuge eines Trainings oder dem Entwickeln einer Entscheidungskultur in einer Organisation.
Schauen wir uns doch gemeinsam an, wie das Thema Entscheiden entwickelt werden kann.
1 „Bauchentscheidungen – Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition“ Gerd Gigerenzer, 2008
2 „Deconstructing Insight; EEG Correlations on Insightful Problem Solving“, Sandkühler et al., 2008